Erst nach 26 Penaltys war das entscheidende Finalspiel in der DNL III Süd zugunsten des Deggendorfer SC entschieden. Die 1:2-Niederlage des EV Ravensburg vor über 1000 Zuschauern steht in der Reihe der Spiele, an die man sich auch noch nach Jahren erinnern wird. Beide Mannschaften hatten sowohl in der regulären Spielzeit als auch in der Verlängern Chancen zuhauf, die Partie und damit den Aufstieg in die DNL II zu entscheiden. Der Penaltykrimi war auch ein würdiger Abschluss dieser Play-off-Serien zweier Teams auf Augenhöhe.
Nach 70 gespielten Minuten war eines klar: Ins Penaltyschießen gehen mit Louis Eisenhut auf Deggendorfer Seite und Davis Zvejnieks für den EVR zwei überragende Torhüter. Die Schützen beider Seiten bissen sich an ihnen die Zähne aus. Als mit dem zehnten Deggendorfer Anlauf Zvejnieks überwunden war und das Finale entschieden zu sein schien, steigerte Alexander Rudkovski für den EVR die Dramatik noch einmal. Die Scheibe rutschte zwischen den Schonern von Eisenhut langsam über die Linie. Die Deggendorfer hatten das von der Bank aus gar nicht sehen können und sprangen jubelnd aufs Eis. Es ging weiter. Philipp Wirz spielte Eisenhut aus. Doch der Winkel war zu spitz, um den Puck über die kleine Lücke zwischen Pfosten und Schlittschuh über die Linie zu befördern. Dann lief Deggendorfs Topscorer Johannes Schmid an und traf.
Vorausgegangen war ein Spiel, das mit einer kalten Dusche für den EVR begonnen hatte. Deggendorf übernahm vom Eröffnungsbully an das Kommando. Bereits nach 69 Sekunden lag die Scheibe nach einem verdeckten Schuss von Egor Chirkov zum 0:1 im Tor des EVR. Deggendorf kombinierte sicher und ließ Ravensburg offensiv kaum zur Entfaltung kommen. Es dauerte bis zu 15. Minute, ehe auch der EVR gefährlich vor des Gegners Tor auftauchte. Man wurde mutiger und belohnte sich ein wenig aus dem Nichts heraus. Ein von Eisenhut noch abgewehrter hoher Schuss leitete in der 17. Minute den Ausgleich ein. Die Deggendorfer verloren die Übersicht vor dem eigenen Tor, die Scheibe lief über Daniel Kern zu Mikhail Sokolov, der zum 1:1 traf.
Im zweiten Drittel gewann der EVR zunehmend Spielanteile. Brenzlig wurde es bei der ersten Unterzahl des Spiels in der 27. Minute. Zunächst zischte ein Deggendorfer Schuss um Zentimeter am freien Eck vorbei, dann trafen die Gäste im Nachschuss nur die Latte. Eine Strafe gegen Deggendorf beendete diese Drangphase. Nun hatte der EVR seine Gelegenheiten. Es gab nur wenige Strafen, aber gerade während dieser Phasen lag ein Tor in der Luft. So in der 32. Minute, als die Deggendorfer das leere Tor verfehlten. Eine weitere Schrecksekunde in der 39. Minute, als Zvejnieks die hinter ihn gerutschte Scheibe nicht mehr sehen konnte, ein Verteidiger aber klärte. Auf der anderen Seite sahen die Ravensburger Bank und die Fans die Scheibe hinter der Linie des Deggendorfer Tores, die Schiedsrichter aber nicht. Es blieb beim 1:1.
Im Schlussdrittel wirkte der EVR stärker. Robin Böhm hatte in der 56. Minute die Chance zur Entscheidung, doch Eisenhut kam noch mit dem Schoner an den Puck, der von der Kante senkrecht nach oben spritzte. In der 57. Minute eine letzte Strafzeit gegen Deggendorf. Der EVR hätte das Spiel entscheiden können, aber das Drittelergebnis lautete ein zweites Mal 0:0.
Beide Teams hatten alles ins Spiel geworfen. Guntram Lüdemann, Fachbereichsleiter Eishockey im baden-württembergischen Verband, würdigte als Vertreter des DEB bei der Übergabe von Pokal und Medaillen die Leistung beider Seiten in einem denkwürdigen spiel. Für die jungen Spieler aus dem Oberligakader der Deggendorfer blieb nur wenig Zeit zum Feiern. Für sie ging es noch am Samstagabend direkt nach Tilburg, wo Deggendorf am Sonntag in den Oberliga-Play-offs antrat.
Strafen: EVR 6, Deggendorf 8