Mit einer 6:8-Heimniederlage gegen den SC Bietigheim-Bissingen hat das EVR-Regionalligateam die Entscheidung über die Playoffs erneut vertagt. Bei aller Enttäuschung über das Ergebnis erlebten die rund 200 Zuschauer aber ein bis in die Schlussphase spannendes Offensivspektakel mit hohem Tempo, das den Besuch sicher lohnte.
Doppelt ärgerlich: Durch die überraschende Niederlage der Baden Rhinos aus Hügelsheim in Stuttgart hätte ein Sieg sogar das Heimrecht in der ersten Playoff-Runde bedeutet. So aber liegt der EVR jetzt acht Punkte vor dem Tabellenfünften Eppelheim, der die Ravensburger bei drei noch ausstehenden Spielen noch abfangen könnte.
Die Strafen! So schallte es aus allen Ecken, als die nach den Gründen für die Niederlage gefragt worden. Es ist aber wieder einmal ein Beispiel, wie der gefühlte Spielverlauf und nüchterne Statistik sich widersprechen. 16 „kleine“ Strafminuten kassierte der EVR, für Bietigheim waren es genau so viele. Vier Unterzahltreffer fingen sich die Oberschwaben ein, bei Bietigheim waren es drei und ein Gegentreffer bei angezeigter Strafe. Bleibt, dass gewonnen hat, wer am Ende den einen entscheidenden Fehler weniger machte.
Entscheidend war die 56. Minute. Ravensburg konnte in der Vorwärtsbewegung bei einem Zweikampf an der Bande die Scheibe nicht behaupten. Die Bietigheimer konnten mit vollem Tempo auf die aufgerückte EVR-Abwehr laufen. Der erste Schussversuch von Marcel Göttfert klatschte gegen das Torgestänge, Lukas Traub schon im zweiten Anlauf zum 6:8 ein. Die aufopferungsvoll kämpfenden EVR-Cracks waren konsterniert und fingen sich prompt genau 60 Sekunden später auch noch das 6:8 ein. Das war es in einem Spiel, das genau so gut hätte umgekehrt ausgehen können.
Dabei hatte die Partie aus Ravensburger Sicht so schlecht begonnen wie sie aufhörte. Bietigheim zeigt vom Eröffnungsbully an, dass man mit hoher Konzentration und Leidenschaft in dieses Spiel ging. 33 Sekunden waren gespielt, da hieß es durch Marco Windisch 0:1. Der EVR war sofort zurück und glich in der 5. Minute in Überzahl durch Martin Wenter aus. Simon Heckenberger sorgte in der 13. Minute für das 2:1. Danach eine Szene, in der die Ravensburger einmal mehr mit einem Schiedsrichter haderten. Ein EVR-Verteidiger saß bereits draußen, Dominik Fehr fuhr in Unterzahl hinter dem eigenen Tor einen Check. Der Gegenspieler blieb liegen, der Schiedsrichter pfiff. Aus Ravensburger Sicht zwar eine harte, aber regelkonforme Situation. Die umstrittene doppelte Unterzahl brachte das 2:2 erneut durch Windisch.
Im zweiten Drittel bekam der EVR das Spiel in den Griff. Simon Heckenberger schoss in der 28. Minute zum 3:2 ein. Ein schneller Gegenstoß brachte durch Fabio Valenti eine Minute später das 4:2. Das sah nicht nur vom Ergebnis her, sondern auch spielerisch sehr gut aus. 20 Minute später war Bietigheim wieder da. Der Schuss von Göttfert rutschte am Innenpfosten vorbei. EVR-Goalie David Heckenberger bekam die Scheibe erst wenige Zentimeter hinter der Linie zu fassen. Und in der 33. Minute der neuerliche Ausgleich zum 4:4. In Überzahl wurde Justin Held glänzend am langen Eck des EVR-Tores freigespielt und verwandelte aus spitzem Winkel.
Genau 68 Sekunden später war wieder der EVR am Zug. Eine Strafe gegen Bietigheim war angezeigt und Martin Wenter schoss aus der Distanz die Oberschwaben wieder in Führung. Die hielt aber wieder nur drei Minuten bis zum 5:5 der Bietigheimer im Powerplay. In der Schlussminute des zweiten Drittels war dann wiederum Philipp Heckenberger zum 6:5 für Ravensburg erfolgreich.
Würde das reichen? Der EVR war im Schlussdrittel darauf bedacht, zunächst den knappen Vorsprung zu sichern und sein Glück in Gegenstößen zu suchen. Optisch dominierte nun ganz klar Bietigheim. In der 53. Minute die vorentscheidende Szene dieses Spiels. EVR-Abwehrrecke Lubos Sekula saß auf der Strafbank, was in die Hintermannschaft immer eine Lücke reißt. Lars Heintz wurde am langen Pfosten freigespielt – 6:6. Es schien, als hätte man eine Kopie des vierten Bietigheimer Treffers eingespielt. Ravensburg konnte nicht mehr zulegen, das Spiel kippte zugunsten der Gäste.
EV Ravensburg – SC Bietigheim-Bissingen 6:8
0:1 (0:33) Windisch (Vostarekt); 1:1 (4:38) Wenter (S. Heckenberger, S. Kirsch, PP1); 2:1 (12:23) S. Heckenberger (J. Katjuschenko, S. Kirsch); 2:2 (14:46) Windisch (Walter, Hilse PP2); 3:2 (37:38) S. Heckenberger (S. Kirsch, PP1); 4:2 (28:56) F. Valenti (J. Katjuschenko); 4:3 (29:18) Göttfert (Traub); 4:4 (32:27) Held (Heintz, Traub, PP1); 5:4 (33:35) Wenter (F. Valenti, S. Kirsch); 5:5 (36:28) Hilse (Windisch, A. Gross; PP1); 6:5 (39:03) P. Heckenberger (Wenter, S. Kirsch; PP1); 6:6 (52:50) Heintz (Göttfert, Traub, PP1); 6:7 (55:53) Traub (Göttfert, Held); 6:8 (56:53) Vostarek (Windisch)
Strafen: EVR 16 + 10; Bietigheim 16